Nachdem wir uns jetzt schon mitten in der Rückrunde befinden und der beknackte Schreiberling sich seit fast einem Monat nicht mehr zu Wort meldete, wird es wieder Zeit für eine Wasserstandsmeldung, ehe der ambitioniert gestartete Thread vollends in der Versenkung verschwindet.
Der Spielplan meinte es eigentlich gut mit meinem Team. Leider konnte der Manager daraus kein Kapital schlagen. Am dritten Spieltag verzockte sich der Trainer mit der Aufstellung, verschenkte so einen sichergeglaubten Sieg und gegen die Goldjungs traute er sich nicht - trotz Remischancen - Vollgas zu geben.
Unterm Strich fehlten nach neun Spieltag also zwei Punkte auf der Habenseite. Positiv zu erwähnen ist das Spiel gegen Rothschupf. Im TT-Manager-Universum ein ansich unbedeutendes Ereigniss, für Die Besten jedoch historisch. Es sollte der erste Sieg gegen einen etablierten Erstligisten werden - das sogar auswärts! Das es vorerst wahrscheinlich auch der letzte bleiben wird, ist der Tatsache geschuldet, dass jetzt schon alle Blicke auf die kommende Saison gerichtet sind. Es stehen zwar noch sieben Spiele aus, doch glaubt im Lager der Besten wirklich keiner an den Klassenerhalt. Dementsprechend getrübt ist die Stimmung. Die Beine sind müde. Der Kopf gehemmt. In den meisten Spielen fehlte das Feuer. Kein Elan. Kein Aufbäumen. Schwach.
Ist die aktuelle sportliche Situation nicht schlimm genug, kristallisieren sich nun auch erstmals seit dem Vereinsbestehen Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaft heraus. Aus Anatolij Karpov's Umfeld vernimmt man vermehrt Stimmen der Unverständnis, Enttäuschung und Ratlosigkeit. War er zu Saisonbeginn noch fester Bestandteil der Mannschaft und nominelle Nr. 3, wurde er schnell vom neuen Supertalent Viswanathan Anand verdrängt. Nach elf Spieltagen steht bei Karpov die magere Bilanz von vier Ligaspielen zu Buche - immerhin mit einer Bilanz von 3:1. Umso unverständlicher erscheint ihm die Degradierung zum Edelreservist.
"Wir lebten viel zu lange im hier und jetzt. Jede Saison sollte erfolgreicher als die letzte sein. Sportlicher Erfolg als oberste Prämisse. Das hat gut funktioniert. Bis wir mit Tal und Karpov ein Peak erreichten. Unsere Spieler haben uns weiter gebracht, als wir es uns jemals erträumt hatten aber sobald wir in der Bundesliga ankamen, liefen wir gegen eine Wand. Da war nichts zu machen. Aber nicht nur deswegen haben wir unsere Philosophie komplett umgestellt. Tal und Karpov waren beide Mitte 20 und aus der Jugend kam nichts nach... wir mussten umdenken, alte Muster über Bord werfen und radikale Veränderungen einleuten. Unsere Jugendabteilung wurde umgekrempelt. Kein Stein blieb auf dem anderen. Wir haben die aktuelle Lage der Bundesliga analysiert und unsere Schlüsse daraus gezogen. Zusammen mit den herausragendsten Kapazitäten im Jugendbereich haben wir eine neue Strategie entwickelt. Garri Kasparov ist jetzt gerade mal 18 und schon die neue Nr. 1 in unserem Team. Er war der erste, der das neugestalltete Jugendprogramm durchlief. Die gleiche Generation brachte Paul Morphy hervor. Danach haben wir uns ein paar Jahre Zeit genommen und alles auf Herz und Nieren überprüft. Stand heute kann ich voller stolz sagen, dass unsere Ausbildung im Spiel einmalig ist. Anand ist jetzt 12 und befindet sich damit am Anfang eines langen und anstrengenden Weges. Er profitiert von all dem Know-How, dass wir durch die Ausbildung von Kasparov und Morphy gesammelt haben. Aber der Junge muss eben auch spielen. Sonst funktioniert das nicht. Ich weiß, für Anatolij ist das hart. Er ist ein verdienter Spieler und hat unheimlich viele positive Akzente gesetzt. Er spielt seit nunmehr 20 Saisons für Die Besten und wir würden ihm liebend gerne eine Perspektive für die Zukunft aufzeigen. Doch müssen wir uns auch als Team weiterorientieren und wenn ich die Augen schließe und mir vorstelle wie Die Besten in fünf Jahren aussehen, ja da sehe ich leider keinen Platz mehr für ihn"
So Manager Spendlove in einem vertraulichen Gespräch. Ein Gespräch unter vier Augen hatten angeblich auch Spendlove und Karpov und man soll sich darauf geeinigt haben, dem Spieler keine Steine in den Weg zu legen. Karpov steht auf dem Transfermarkt und ist für einen fairen Preis zu haben. Mit 31 ist er nicht mehr ganz taufrisch, aber man munkelt er wolle es nach einem geglückten Wechsel den Besten noch einmal beweisen und sie am liebsten besiegen