Sparen wir uns die Nettigkeiten und das übliche Vorgeplänkel mit Allerweltsfloskeln; hier das längst überfällige Interview mit Jonah Petermann, ehemaliger Spieler des Teams seit Anfangszeiten und zeitweise der Doppelpartner des aktuellen Einsers.
Spendlove Times: Jonah, verfolgen Sie
noch ihr altes Team?
Jonah Petermann: Ja klar! Mein Herz
hängt immer noch an den Besten. Die letzte Saison war schon
phantastisch. Ich habe mir jedes Spiel angeguckt und die wahnsinnig
große Euphorie, die um das junge Team entstanden ist – ja, der
konnte sich keiner entziehen. Dazu noch Spannung bis zum Schluss,
alles entladen beim Saisonfinale. Darüber wird man noch in vielen
Jahren sprechen. Aber wenn ich ehrlich sein soll, ich sah den
Aufstieg mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Spendlove Times: Wieso?
Jonah Petermann: Na ja. Schauen Sie
sich doch mal die gegenwärtige Lage der Bundesliga an. Nur noch
Kommerz. Da wird um den einen Fähigkeitspunkt mehr gekämpft, als
gäbe es kein morgen mehr. Wir sehen da nur noch herangezüchtete
Tischtennisroboter nach Schema F. Wo bleibt da die Leidenschaft?
Jeder Spieler von den Fußnägeln bis in die Haarspitzen
durchgestylet. Das sind keine Spieler mehr mit Herz und
Persönlichkeit. Das sind synthetische Hochleistungskampfmaschinen,
entwickelt in irgendwelchen geheimen sowjetischen Militärlabors.
Nennen sie mich einen Romantiker, aber die Entwicklung geht mir
gehörig auf den Keks. Und dann kommt noch dazu, dass der Meister
sowieso schon vor der Saison feststeht. Ich bin übrigens nicht der
einzige, der so denkt. Oder glauben Sie, der Zeitpunkt der Gründung
des Parallelverbandes „Server 2“ war ein Zufall?
Spendlove Times: Was müsste man dann
ihrer Meinung nach ändern, um die Bundesliga für Zuschauer wieder
attraktiver zu machen?
Jonah Petermann: Ich weiß es nicht.
Ich werde nicht für's denken bezahlt. Mehr Konkurrenz wäre
sicherlich hilfreich. Leider fehlt den meisten ambitionierten Teams
noch die Infrastruktur, um wirklich ins Titelrennen mit einzugreifen.
Aber mit dem TTC Winkhausen und der Unterfranken-Family kommt auf
jeden Fall neuer Schwung in den Laden. Beiden traue ich in absehbarer
Zeit einen Überraschungscoup zu. Aus dem Lager der beiden Topteams
vernimmt man schon vereinzelt nervöse Stimmen. Das ist ein gutes
Zeichen!
Spendlove Times: Gehören die Besten
auch zu diesen aufstrebenden Teams?
Jonah Petermann: Ich
wünschte, ich könnte diese Frage mit „ja“ beantworten aber ich
bin mir da nicht so sicher. Natürlich leistet Spendlove gute Arbeit,
das will ich gar nicht bestreiten aber mir fehlt da noch ein wirklich
schlüssiges Konzept für nachhaltigen Erfolg. Nehmen sie die Halle
z.B. Ohne Mehreinnahmen beim Ticketing wird der Verein bald den
Anschluss verlieren und obwohl die Heimspiele schon Monate im Voraus
restlos ausverkauft sind, ist in die Causa Hallenneubau noch kein
Schwung gekommen. Immer wieder hört man seitens des Vereins „Ja,
eine neue Halle wird bald gebaut, die Pläne sind schon vorhanden,
wir benötigen nur noch eine Anschubsfinanzierung.“ usw. Angeblich
fehlt es an Geld. Das halte ich für eine billige Ausrede. Geld war
immer vorhanden. Bis jetzt hat man es aber scheinbar lieber in teure
Sondertrainings und gut geschulte Angestellte gesteckt. Ob das eine
kluge Entscheidung war? Ob sich das nicht noch rächen wird?
Spendlove Times: Ihr Verhältnis mit
Spendlove gilt seit der Saison 72 als angespannt. Damals wurden Sie
kurz vor Saisonstart noch transferiert. Wie war das für Sie?
Jonah Petermann: Das kam für mich
überraschend und war eine große Enttäuschung. Da will ich gar
keinen Hehl daraus machen. Wir hatten gerade eine sensationelle
Oberligasaison mit 17 Siegen gespielt. Ich war mit einer Bilanz von
29:4 Spielen drittbester Spieler der Liga. Der Aufstieg in die
Regionalliga war grandios. Endlich waren wir im Profisport
angekommen! Ich war zu dem Zeitpunkt schon über zehn Jahre im
Team... Ich kann mich noch an meine Anfangszeit erinnern... Damals,
als Spendlove als völlig unbekannter Manager das Team übernahm. Die
Besten dümpelten Jahrzehnte lang in niedrigen Ligen herum. Er
bestellte alle Spieler und Angestellte in sein Büro und sagte: „Ich
führe diesen Verein in die Bundesliga. Wer nicht daran glaubt, kann
jetzt sofort seine Sachen packen.“ Wir schauten uns alle verwundert
an. Aber irgendwie haben wir es ihm abgekauft. Und viele Saisons
später, mit dem angesprochen Aufstieg in die Regionalliga, spürten
wir, dass dieser Traum tatsächlich war werden könnte. Als ich dann
plötzlich nicht mehr Teil dieses Teams sein durfte, brach für mich
schon eine kleine Welt zusammen. Beim Transfer selbst war aber alles
offen und fair und wenn ich jetzt mit der nötigen Distanz auf die
Entscheidung zurückblicke, weiß ich, dass es auch Spendlove nicht
einfach viel und der Erfolg gab ihm ja letztendlich Recht.
Spendlove Times: Lassen Sie uns noch
einmal kurz auf die aktuelle Saison zurückkommen. Wie schlagen sich
Die Besten in Liga 1. Ist der 8. Platz eine Enttäuschung?
Jonah Petermann: Ja und nein. Nach dem
Sensationsaufstieg glaubte ja so mancher, dass Tischtennismärchen
würde in der 1. Bundesliga einfach so weitergehen. Und mit zwei
Siegen aus den ersten drei Spielen sah ja alles auch erstmal richtig
gut aus. Dann kam die Niederlagenserie und man hatte fast den
Eindruck, die Fans würden sich darüber wundern. Ist ja fast so, als
könnten die in der Bundesliga auch Tischtennis spielen! Ich denke,
mit der Abschlussplatzierung – und viel wird nicht mehr passieren –
kann man am Ende ganz gut leben. Insgeheim hätte ich mir natürlich
auch Platz 6 erhofft. Oder zumindest einen spannenden Abstiegskampf
bis zum 18. Spieltag aber man muss sich wohl oder übel eingestehen,
dass die Top 6 noch weit weg sind. Trotzdem hat mir das Auftreten der
Mannschaft in vielen Spielen nicht gefallen. Da war zu wenig Biss. Zu
wenig Kampf.
Kein Fokus und keine Siegermentalität.
Vielleicht spart man ja schon seine Kräfte für die nächste Saison?
Aus Managersicht kann ich das selbstverständlich nachvollziehen, nur
hätten die Fans mehr Spektakel verdient gehabt.
Spendlove Times: Ein kleiner Ausblick
auf die nächste Saison?
Jonah Petermann: So wie ich Spendlove
kenne, wird bei den Saisonzielen öffentlich wieder tief gestapelt
und gleichzeitig intern mächtig Druck aufgebaut. Alles andere als
ein direkter Wiederaufstieg wäre aus meiner Sicht nicht akzeptabel.
Das traue ich den Jungs auch zu.